Methode

Sanjo ist eine Form der manuellen Körperbehandlung zur Reduzierung des muskulären Hartspanns.

Wenn Muskeln dauerhaft schon im Grundtonus angespannt sind, tun sie das nicht von sich aus, sondern nur auf Weisung ihres Chefs, des Gehirns. Irgend eine Instanz im Kopf hat dann entschieden, bestimmte Muskeln dauerhaft anzuspannen und den Grundtonus zu erhöhen. Normalerweise wird diese angespannte und verkürzte Muskulatur gedehnt, um sie zu entspannen. Leider wird dadurch aber nicht der Befehl des Chefs dieser Muskeln zurückgenommen. Deshalb sind die so behandelten Muskeln zwei, drei Tage später wieder genau so angespannt wie vorher.

Bei Sanjo gehen wir davon aus, dass es schon seinen Grund haben wird, warum das Gehirn entschieden hat, bestimmte Muskeln anzuspannen. Deswegen führen wir diese Muskeln zusammen, wir konduzieren sie. So übernehmen wir Behandelnden durch unsere Hände von außen ein Stück weit die Arbeit des Muskels. Das wiederum merkt das Gehirn, denn nun wird mehr Arbeit verrichtet, als das Gehirn eigentlich will. Folgerichtig nimmt das Gehirn den Befehl an die von ihm regierten Muskeln zurück und vermindert deren Tonus. Wenn der Behandelnde dann loslässt, ist der Muskel entspannter als zuvor. Dann kann das Gehirn überprüfen, ob ihm diese entspanntere Situation gefällt, oder ob ihm Gründe vorliegen, warum es wieder den Tonus erhöhen muss, zum Beispiel bei Verschleiß.

Auf jede kleine Gefügelockerung und Unsicherheit in der Stabilität des Körpers reagiert das Gehirn zum Schutz mit immer der gleichen Maßnahme: Eine Erhöhung des Muskeltonus. Aber es findet keine gezielte Abrüstung statt. So kommt es, dass wir Menschen im Laufe eines Lebens immer mehr Tonus in der Muskulatur aufbauen, ohne dass wir zum Beispiel Sport treiben. Männer kaufen ihre Oberhemden nach Kragenweiten. Während die Ärmel gleich lang bleiben, legt die Kragenweite im Laufe eines Lebens meistens zu. In dem verdickten Nacken ist in der Regel aber kein Fett. Das sind alles Muskeln, die schon im Grundtonus massiv erhöht sind und an Muskelmasse zugelegt haben.

Unser Gehirn teilt sich die Aufgaben: Das Großhirn ist zuständig für die Bewegungssteuerung unseres Körpers. Wenn wir den Wunsch haben, einen Yoghurt zu essen, reicht der Impuls dazu und der Cortex des Großhirns koordiniert unsere Gliedmaßen so, dass wir beim Kühlschrank ankommen. Parallel dazu sorgt das Kleinhirn für die nötige Stabilität. Ähnlich wie bei einem Kran, der sich in Bewegung setzt, muss gewährleistet sein, dass der Kran auch während der Bewegung stabil bleibt. Diese Stabilität erzeugt der Körper mit sehr kleinen Muskeln. Zum Beispiel den Zwischenrippenmuskeln, die den Brustkorb festigen und allen daran ansetzenden Bewegungsmuskeln einen Halt bieten. Diese beiden Arten der Muskulatur kann man leicht unterscheiden: Die vom Großhirn betätigten Muskeln werden willentlich gesteuert, während die Muskeln, über die das Kleinhirn herrscht, unwillkürlich sind. Das macht Sinn, denn die Stabilität soll nicht willkürlich verändert werden, sie soll immer garantiert bleiben.

Beide Gehirne haben also unterschiedliche Muskeln, die sie befehligen. Sind die stabilisatorischen Muskeln besonders fest, müssen auch die Bewegungsmuskeln mehr tun, um die Festigkeit zu überwinden und Bewegung zu ermöglichen. Umgekehrt muss die stabilisatorische Seite besonders dann viel stabilisieren, wenn eine starke Bewegung mit viel Last erfolgt. Es ist nicht immer einfach für die beiden Gehirne, einen guten Mittelweg zu finden. Oft haben die beiden sich gegenseitig hochgeschaukelt. Das Ergebnis ist ein angespannter Körper, der nicht mehr in der Lage ist, loszulassen.

Wie sich dieses Hochschaukeln anfühlt, erleben die meisten Menschen morgens direkt nach dem Aufwachen. Die großen Bewegungsmuskeln wurden in der Nacht im Tonus gesenkt, um dem Herzen eine Pause zu gönnen. Die kleinen Stabilisationsmuskeln blieben aber die ganze Nacht über aktiv. Morgens spürt man das dann als „Morgensteifigkeit“. Es braucht einige Zeit, bis es rund läuft und die Bewegungsmuskeln ihren Grundtonus wieder so hoch geschaltet haben, dass sie den Widerstand der stabilisatorischen Seite überwinden können.

Kinder haben damit in der Regel noch keine Schwierigkeiten. Sie haben viel Energie und können sich den ganzen Tag lang mühelos bewegen. Ihr Geheimnis: Ihr Grundtonus der Muskulatur ist sehr gering und liegt bei rund 10%. Wenn sie sich dann bewegen, spannen die Muskeln bis auf 70% an. Das ist ein Leistungszuwachs von 60%. Gleichzeitig ist der Muskel auch im Moment der Anspannung noch so gut durchblutet, dass die Herzleistung nicht erhöht werden muss durch einen höheren Puls. Erwachsene dagegen haben oft schon einen Grundtonus von 60% und daher selbst bei voller Leistung von 100% nur ein Leistungsspektrum von 40%. Bei der Grenze von ca. 80% Anspannung ist der Muskel aber nicht mehr gut durchblutet. Das versucht der Körper durch eine höhere Herzleistung zu kompensieren. Entsprechend schnellt der Puls nach oben.

Die Entspannung der Muskulatur ist der Schlüssel zu einer hohen Leistungsfähigkeit. Je geringer der Grundtonus ist, um so mehr wird das Herz geschont und um so besser ist die Versorgung aller Organe im ganzen Körper. Mit einer entspannteren Muskulatur lässt sich daher nicht nur das Wohlbefinden steigern, sondern auch die Belastungen in den Organen vermindern. Sanjo ist die Methode zur Reduzierung des muskulären Hartspanns. Es ist sowohl im medizinischen Kontext als auch im Wellness-Bereich einsetzbar.